Fleischer­methode

Für die Aussaat gibt es verschiedene Methoden. Einige werde ich hier im Laufe der Zeit vorstellen und erklären. Wie im Endeffekt ausgesät wird, ist aber immer noch jedem selbst überlassen und jeder hat so seine kleinen Tricks und Erfahrungen.

Warum sollte ich aussäen?

Die, die sich bereits mit Sulcorebutien befasst haben, fragen sich sicher: Warum Aussaat? Immerhin können Sulcorebutien sehr einfach und schnell über Stecklinge vermehren. Aussaat ist ja auch ein relativ großer Aufwand und erfordert viel Zeit.

Hierfür gibt es meiner Meinung nach ganz simple Gründe:

  1. Die vegetative Vermehrung ist nur begrenzt möglich und bietet nicht so viel Vielfalt wie eine Aussaat.
  2. Gerade bei den Sulcorebutien gibt es viele Sorten die es in 3-4 verschiedenen Blütenfarben gibt. Als eines der besten Beispiele hierfür gilt wohl die Mentosa HS48. Die Blüte von ihr kann von rosa bis zu schneeweiß jede Farbe annehmen. Hier ist es also interessant sie auszusäen und abzuwarten was einen wirklich erwartet. Auch die Bedornung variiert bei vielen Sorten stark in der Farbe oder der Länge.
  3. Nicht jede Pflanze ist jederzeit “kaufbar” aber zum Teil über Samen aufziehbar.
  4. Nicht jeder Sulcorebutia bildet Sprossen, die eine Stecklingsvermehrung zulassen. Ein gutes Beispiel ist die Art Heliosoides.

Die Fleischermethode

Aussaat auf der West-Fensterbank
Aussaat auf der West-Fensterbank

Die Fleischermethode ist eine der beliebtesten Methoden und verspricht in der Regel gute Erfolge. Hierbei wird versucht, so steril wie möglich zu arbeiten, um so dem Pilzbefall durch die permanente Feuchtigkeit bei einer Aussaat vorzubeugen. Es empfiehlt sich also einige Vorbereitungen vor der Aussaat zu treffen, um einen reibungslosen Ablauf zu garantieren.

Vorbereitung

Es sind Chinosol 1g Tabletten sind wichtig. Diese sind in der Apotheke frei erhältlich. Mit ihnen wird eine Lösung vorbereitet, um die genutzten Utensilien desinfizieren. Dafür wird im Folgenden eine 1g Tablette auf 1 Liter Wasser gegeben.

Weiter ist es für die Methode wichtig, dass ein rein mineralisches Substrat verwendet wird, da es sich besonders gut sterilisieren lässt. Bei Substrat für die Aussaat hat jeder Sammler sein eigenes Rezept. Viele verwenden reinen Bims mit feiner Körnung, andere wiederum reine Kieselgur. Ich habe meine Sulcorebutien Aussaaten bisher auf relativ feinem Bims, Zeolith und Kieselgur gemacht. (Bims 2-5mm, Zeolith 1-2,5mm)

Es ist ratsam, neue saubere Töpfe zu verwenden.

Der nächste Schritt ist dann die direkte Vorbereitung für die Aussaat. Es fängt damit an, dass alles Sachen sterilisiert werden. Die Erde sollte so gut es geht sterilisiert werden. Dazu erwärmen ich sie im Ofen für 20-30 Minuten auf 100-200°C. Je nach Erdbestandteilen sollte die Temperatur angepasst werden, da nicht jeder Bestandteil die Temperaturen gut verträgt. Exemplarisch kann Zeolith nach dem Erhitzen beim ersten Gießen Hitze abgeben, was das Keimen verschlechtern könnte oder gar den Tod von Keimlingen bedeuten kann.

Anschließend nutzen wir die Chinosollösung um die Töpfe damit zu spülen.

Die eigentliche Aussaat

Nun kommt der spannende Teil. Nachdem Sterilisieren der Erde und den Vorbereitungen der Töpfe sollten sie sich Einweghandschuhe anziehen.

Als erstes befüllen wir die Töpfe mit Substrat.

Anschließend werden die Samen am besten mit einem Trockenbeizmittel gebeizt und gleichmäßig auf dem Susbtrat verteilt. Wer kein Trockenbeizmittel zur Hand hat, kann alternativ auch mit der Chinosollösung Nassbeizen. Hierzu nehmen wir die Samen und tun sie in ein feines Teesieb und tränken es mit der Chinosollösung und lassen sie auf einem Küchentuch/Zewa abtrocknet.

Danach bereiten wir eine Nährstoff-Chinosol-Lösung vor. Dazu kochen wir Wasser auf und lassen es wieder abkühlen. Anschließend geben wir etwas Dünger in das abgekochte Wasser, sodass es leicht mit Nährstoffen versehen ist. Dabei ist es ratsam nur 12 eines sehr schwachen Düngers zu verwenden. Die Keimlinge vertragen zum Anfang keine größeren Düngemengen, sodass bei starker Nährstofflösung die Keimlinge verkümmern können. Zu wenig hingegen führt nach kurzer Zeit zu einem Wachstumsstop. Da die Pflanzen möglichst lange in einer Künstlichen Atmospähre verbringen sollen, ist somit Dünger nötig. Zu guter letzte kommt für diese Lösung noch auf einen Liter Wasser 1g Chinosol, wie oben.

Im Anschluss kommen die bereits vorbereiteten Töpfe in diese Nährstofflösung zum Anstauen. Nachdem sie vollständig angestaut sind, kommen sie in große Gefrierbeutel (zum Beispiel 8l) und füllt diese mit etwa 0.5cm von der Nährstoff-Chinosol-Lösung, damit das Substrat nicht austrocknet kann.

Jetzt kommt das Ganze „aufgepustet“ und an einen hellen Platz gestellt. Dieser sollte möglichst zwischen 20-26°C Grad haben. Es ist wichtig, dass der Platz in den ersten paar Monaten keine direkte Sonne, beziehungsweise nur wenig direkte Sonne bekommt, aber trotzdem möglichst hell steht. Wenn sie nach 2-3 Monaten direkte Sonne bekommen sollen, muss unbedingt darauf geachtet werden, dass es in den Beuteln nicht zu heiß wird und man die Kleinen nicht direkt grillt.

In den ersten 3-4 Monaten sollte regelmäßig kontrolliert werden, ob die Beutel noch dicht sind oder ob sich ein Pilz eingenistet hat. Ansonsten sollte es einfach in Ruhe gelassen werden.

4 Monate alter Sämling
4 Monate alter Sämling

Je nachdem wie groß die Pflanzen nach 3-6 Monaten sind, können Sie sie aus den Beuteln rausnehmen und anfangen sie langsam an ein normales Klima zu gewöhnen. Der erste Schritt dafür ist es, das Substrat langsam abtrocknen zu lassen. Dabei ist Vorsicht geboten. Da die Pflanzen noch keine langen Wurzeln haben, vertrocknen sie sehr sehr schnell und man sollte lieber zu viel als zu wenig Flüssigkeit geben. Erfahrung ist auch hier wieder viel Wert.

Der erste Winter

Der erste Winter ist eine der schwierigen Phasen. Hierbei sollte regelmäßig kontrolliert werden, wie die Kleinen aussehen und wenn nötig das Substrat einmal besprühen werden. Das soll verhindern, dass die Kleinen im Winter vertrocknen. Am besten ist es dennoch, wenn die Pflanzen den Winter über nicht gegossen werden, da es im Winter nicht hell genug ist und sie mit dem Gießen zum Wachstum angeregt werden. Wie bekannt ist, vergeilen die Pflanzen, wenn sie bei wenig Licht wachsen. Ansonsten dürfen die Kleinen mit den gleichen Witterungsverhältnissen überwintert werden wie größere Sulcorebutien.

Vorteile der Methode

Dadurch dass jede Sorte in seinem eigenen Beutel wächst, kann bei einem Pilzbefall sofort gehandelt und jeden Topf unabhängig von anderen Töpfen behandelt werden. Dieses führt dazu, dass im schlimmsten Fall einfach einen Beutel komplett entsorgt werden muss, ohne dass andere Sorten bei der Aussaat gefährdet sind.

Die wichtigsten Punkte zusammengefasst

  1. Steril und sauber arbeiten
    1. Das Substrat im Ofen sterilisieren
    2. Neue saubere Töpfe verwenden und diese am besten nochmal mit Chinosollösung reinigen.
  2. Die Samen mit einem Beizmittel beizen und anschließend mit Chinosol-Nährstoff-Lösung anstauen.
  3. Die Pflanzen in die Gefrierbeutel Stellen und etwas Chinosol-Nährstoff-Lösung hinzugeben.
  4. Die Gefrierbeutel dicht verschließen.
  5. Die Beutel nicht in die direkte Sonne stellen.

Troubleshooting

Was soll ich tun, wenn sich ein Vermehrungspilz ausbreitet?

Was soll ich tun, wenn meine Sämlinge nicht wachsen?

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